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Reportage - Das Besondere: die Senegal-Serie

Schulen für Senegal (VII): Die Sorge für eine bessere Zukunft der Kinder tragen allein die Mütter

Der aufrechte Gang der senegalesischen Frauen

Von Frauke Brauns

Ngandor/Senegal - Selbstständigkeit und wirtschaftliche Unabhängigkeit von ihren Männern zu erlangen, ist ein Wunsch vieler senegalesischer Frauen. Denn im islamischen System der Vielehe gewährleistet ihre Eigenständigkeit unter anderem eine bessere Zukunft für ihre Kinder. Auf dem Weg dorthin müssen sie lesen, schreiben und rechnen lernen. "Brot für die Welt" unterstützt Frauen-Groupements bei ihrer Bildungsarbeit. Auf unserer Reise durch Senegal haben wir außergewöhnliche Frauen getroffen, denen Sie, liebe Leserinnen und Leser im siebten Teil unserer Serie begegnen können.

Anta Ngai ist sehr stolz auf ihren Gemüsehandel in Ngandor. Sie hat ihn eröffnet, nachdem sie im Gemeinschaftshaus ihres dörflichen Frauen-Groupements lesen, schreiben und rechnen gelernt hat. Die 36-Jährige kann nun selbst für ihre acht Kinder sorgen. Ihr Mann ist Landwirt und als Muslim mit einer zweiten Frau verheiratet, mit der er weitere zwei Kinder hat. "Er ist zufrieden", so sagt Anta Ngai, "mit meiner Entscheidung, mich selbstständig zu machen." Kein Wunder, denn nun muss er nicht mehr befürchten, dass er ihre Kinder über das Notwendige hinaus versorgen muss.

Als senegalesischer Mann muss er lediglich die Grundversorgung aller seiner Kinder gewährleisten. Dafür sät und erntet er Sorghum, Hirse und Erdnüsse. Die drei Getreidesorten tragen zur täglichen Ernährung der Familie bei. Daraus produziert Anta Ngai Mehl und kocht Couscous, ein typisches senegalesisches Gericht aus Hirse, für den Mann, ihre acht Kinder und sich selbst. Für die andere Frau und deren Kinder ist sie nicht zuständig.

Erdnüsse werden in Senegal angebaut, seit die Franzosen sie importierten.Die Erdnüsse verkauft der Landwirt an seine Frau. Die verkauft die Früchte an Händler weiter. Vor allem aber handelt sie mit Gemüse. Einige Frauen des Dorfes Ngandor bauen gemeinsam Bohnen in einem kleinen Garten an. Mit einem Teil der Ernte reichern sie den Couscous an, mit dem anderen Teil handelt Anta Ngai, verkauft ihn an die Frauen, die den Garten nicht mitbewirtschaften. Von dem Gewinn kauft sie zum Beispiel die Schulausstattung für ihre Kinder. Pro Jahr gibt sie für Schreibhefte, Lese- und Rechenbücher insgesamt 7000 CFA (21 Mark) aus. Oder sie besorgt neue Kleider für die Kinder. Ein einfaches Kittelchen für ein zehnjähriges Mädchen kostet rund 4000 CFA (zwölf Mark).

Das Ziel, die Ausbildung ihrer Kinder selbst zu finanzieren und ihnen damit Chancen für eine bessere Zukunft zu geben, hat Anta Ngai erreicht. Nun wünscht sie sich eine Pumpe, damit sie den Gemüsegarten effektiver bewässern kann. Außerdem einen Lehrer für die Alphabetisierung ihres Dorfes und mehr Nähmaschinen.

Hilfe aber erhalten die Frauen nur, wenn sie sich nach westlichem Vorbild demokratisch organisieren. "Wir haben gewusst, dass wir nur Hilfe von außen bekommen, wenn wir ein Groupement bilden. Mit Präsidentin, Generalsekretärin, und wenn wir unsere Wünsche sagen", berichtet Anta Ngai, Präsidentin des Groupements in Ngandor, offen.

Also haben sich vor 16 Jahren 43 Frauen zum Groupement zusammengeschlossen. Die Mühle, die sie sich wünschten, beziehungsweise den Kredit für die Anschaffung, erhielten sie jedoch erst, nachdem einige Frauen erfolgreich lesen, schreiben und rechnen gelernt hatten. Denn erst mit Hilfe dieser Fähigkeiten waren sie in der Lage, profitabel zu arbeiten. Nicht zum Groupement gehörende Frauen können ihr Getreide dort mahlen lassen, gegen Bezahlung natürlich.

Frauen auf dem Weg zu Selbstständigkeit und Unabhängigkeit

Die Einnahmen aus der Vermietung der Mühle, aus dem Gemüse-, Erdnuss- oder Fischhandel machen die Frauen selbstständiger und unabhängig von ihren Männern. "Ich fühle mich erleichtert, dass ich Geld verdienen und den Profit errechnen kann", betont Anta Ngai.

Selbstständigkeit und Unabhängigkeit vom Ehemann ist ein wichtiges Ziel senegalesischer Frauen. Auch wenn sie inzwischen gelernt haben, sich den Bedingungen der internationalen Geldgeber und ihren senegalesischen Partnern anzupassen - sie bilden wie gefordert ein Groupement, das basisdemokratisch organisiert ist - so darf eines nicht aus dem Blick geraten: erst die internationalen Gelder für Alphabetisierung und die Kredite zur Existenzgründung ermöglichen es den Frauen, Berufe zu ergreifen, Geschäfte zu gründen und erfolgreich zu handeln.

Sie haben mehr Geld zur Verfügung, um die Ernährung ihrer Kinder zu gewährleisten und sie zur Schule zu schicken. Oder sie können Geld sparen, weil sie nun die Kleidung für sich und ihre Kinder selber nähen können - nur wer lesen kann, kann für einen Kittel Maß nehmen.

Im islamischen System der Vielehe sorgen die Frauen für ihre Kinder - nicht der MannDa in Senegal 95 Prozent der Frauen und Männer islamischen Glaubens sind, ist es üblich, dass ein Mann mehrere Frauen und von diesen viele Kinder hat. Die Mitglieder dieses Familienverbandes versorgt der Mann mit dem Nötigsten: Er bestellt die Felder mit Hirse, Mais und Sorghum für den täglichen Gebrauch. So gewährleistet er das nackte Überleben, mehr nicht. Für eine bessere Zukunft der Jungen und Mädchen sorgen allein die Mütter.

Senegalesische Frauen, die viele Lasten auf dem Kopf tragen, haben einen faszinierend aufrechten Gang. Ihnen mehr Eigenständigkeit und Selbstbewusstsein durch Bildung und Förderung von Eigeninitiativen zu vermitteln, sind Ziele vieler Projekte von senegalesischen Nicht-Regierungs-Organisationen.

"Brot für die Welt" unterstützt Frauen in Senegal am besten mit der Vergabe von Krediten für die Anschaffung von arbeitserleichternden Maschinen oder mit der Finanzierung von Alphabetisierung und Gesundheitsvorsorge.

Diese Serie erschien in acht Teilen in:
Unsere Kirche, Evangelische Wochenzeitung für Westfalen und Lippe, 7/98 bis 14/98

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İFrauke Brauns
Redaktionsbüro Drei K